Ein paar Pfunde mehr schaden nicht!

Ginge es nach dem Body-Mass-Index (BMI), wiegt jeder zweite Bundesbürger zu viel. Mit gesundem Lebensstil, regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung sind allerdings ein paar Kilos mehr kein Problem.

Body-Mass-Index (BMI) in der Kritik
Wer seinen sogenannten BMI errechnen will, nimmt sein Gewicht in Kilogramm und teilt es durch seine Körpergröße in Metern zum Quadrat. Herauskommen sollte eine Zahl, die zwischen 20 und 24 liegt, denn das entspricht dem Normalgewicht. Darüber beginnt das Übergewicht, jenseits der 30 nennen es die Mediziner Fettsucht (Adipositas). Gut zu wissen: Nicht  Mediziner oder Epidemiologen entwickelten den BMI, sondern ein Statistiker für die US-Lebensversicherung Metropolitan Life Insurance. Er hatte 1942 einen statistischen Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung und dem Körpergewicht festgestellt.

Heutzutage gibt es allerdings viele Kritiker der BMI-Messung. Der Wert berücksichtige nämlich nicht, wie das Fett im Körper verteilt ist: Viel Fett am Bauch („Apfel-Typ“) ist zum Beispiel schädlicher als an den Oberschenkeln („Birnen-Typ“). Zudem wiegen Muskeln mehr als Fett. Nach dem BMI-Maß hätten zum Beispiel die Klitschko-Brüder starkes Übergewicht. Für Kinder ist die BMI-Messung nur ein Richtwert.

Studien zum Übergewicht
Vor sieben Jahren konnten Katherine Flegal anhand von Analysen an über mehr als 2,3 Millionen Amerikaner und Ärztin und Gesundheitsforscherin Prof. Ingrid Mühlhauser, die die Daten für Europa untersuchte, folgendes beweisen: Leichtes Übergewicht müsste eigentlich Idealgewicht heißen. Auch der Kardiologe Carl Lavie aus New Orleans zeigte in einer Studie an fast 48.000 Patienten, dass die Dickleibigen länger lebten und eine gute Herzfunktion behielten.

Die Kernfrage ist nur: Woher kommt das Gewicht? Ist es der kräftige Körperbau und viel Muskelmasse oder sind es üppige Fettpolster? Dabei zeigte sich, dass die gesundheitlichen Vorteile diejenigen hatten, die zwar übergewichtig waren, aber trotzdem nicht dicke Fettschichten mit sich herumtrugen. Zudem seien Menschen mit Übergewicht besser gegen Stress geschützt – und der zählt in der heutigen Gesellschaft zu der Nummer 1 der Krankmacher.

Auch nach der Studie "Düsseldorf Obesity Mortality Study" von Prof. Ralf Bender hätten Frauen mit leichtem und deutlichem Übergewicht (bis BMI 32) eine genauso lange Lebenserwartung wie die schlankere weibliche Durchschnittsbevölkerung in NRW. Einen Gesundheitsvorteil wegen Stress, sehen die Wissenschaftler allerdings nicht.

Die Forschergruppe von Diabetologen am Mount Sinai Hospital in Toronto analysierte unter Federführung von Dr. Ravi Retnakaran acht Studien mit über 61.000 Personen. Sie stellten heraus, dass sich in den Anfängen des Übergewichts keine Unterschiede in der Lebenserwartung ergeben. Auf lange Zeit sei Übergewicht aber schädlich.

Insgesamt betrachtet scheint eine Studie die andere aufzuheben. Doch in einem sind sich die Untersuchungen zumindest einig: Wer übergewichtig ist, sollte nicht noch mehr zunehmen. Zudem seien die eingeschränkte Beweglichkeit und mögliche Gelenkerkrankungen durch die gewichtige Belastung eine negative Begleiterscheinung. Bedeutet: Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung mit ensprechender Ernährung erhält auch Übergewichtige gesund.

Gute Sportarten für Übergewichtige
Deswegen ist es wichtig für Übergewichtige, die richtige Sportart zu wählen, um aktiv sein. Empfehlenswert ist Schwimmen, bei dem sich ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm zusammenstellen lässt. So kommt keine Langeweile auf. Auch Aqua-Fitness zählt zu den gelenkschonendes Sportarten. Denn das Wasser trägt das eigene Gewicht. Auch flottes Spazierengehen oder Walken mit anschließenden Gymnastikübungen unterstützt die „Umwandlung von Fett in Muskeln“.

Wenn man die Öffentlichkeit scheut, kann ein Hometrainer hilfreich sein. Stellen Sie das Rad aber nicht in den Keller oder ins Schlafzimmer. Das ist sehr demotivierend. Radfahren mit Blick nach draußen oder sogar vor dem Fernseher macht das Trainieren einfacher. Drei mal in der Woche je eine halbe Stunde verbessern die eigene Fitness. Oft sieht man das Ergebnis dann (leider) nicht auf der Waage: denn Muskeln sind schwerer als Fett. Es verbessert sich aber von Woche zu Woche das Körpergefühl, das allgemeine Wohlbefinden und die Fitness. Nicht Abnehmen sollte das erste Ziel sein, sondern gesund und fit zu werden sowie das eine oder andere Kilo Gewicht mehr stemmen oder länger Spazieren oder Radfahren zu können!

Wichtig: Langsam beginnen und nicht das in den letzten Jahren Versäumte versuchen in wenigen Wochen wieder aufzuholen. Der Spaß an der Sache ist entscheidend.

Euch einen sportlich-moderaten Start ins neue Jahr!
Euer citysports.de-Team


Quellen: Der Tagesspiegel,  Die Süddeutsche Zeitung, Hamburger Abendblatt