Fitnesstraining für alle Altersgruppen!

Kraft, Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit kann mit Functional Training gleichermaßen trainiert werden. Ein Interview mit Functional Training-Expertin Judith Gabriel.

citysports.de: Was ist eigentlich Functional Training?

Judith Gabriel: Das Hauptmerkmal des Functional Trainings ist das Trainieren von Bewegungsabläufen. Die Muskeln werden ihrer „Funktion“(!) entsprechend trainiert und das vorzugsweise in der geschlossenen Kette. Die dreidimensionalen Bewegungen - also, das Bewegen in verschiedenen Bewegungsebenen - sind der entscheidende Faktor, der das Functional Training vom herkömmlichen Gerätetraining unterscheidet. Mit Functional Training kann Kraft, Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit gleichermaßen trainiert werden.

Welche Trainingsgeräte kommen beim Functional Training zum Einsatz?

Es gibt eine Vielzahl an Geräten, die sich für Functional Training eignen. Vom Physioball bis zum Togu Jumper kann alles genutzt werden. Wir bei Crosshaus arbeiten am liebsten mit den Big Five: Togu Jumper, aeroSling, Kettlebell, Fitnessbag und ViPR. Den eigenen Körper als „Trainingsgerät“ sollte man aber nicht vergessen oder unterschätzen.

Welche Vorteile haben die Big Five gegenüber herkömmlichen Fitnessgeräten?

Die Anschaffungskosten sind geringer und die Trainingsgeräte sind leicht transportabel. Sie nehmen weniger Platz weg und wecken durch ihre Form- und Farbgebung sofort das Interesse der Kunden. Im Vergleich zu den üblichen Fitnessgeräten, bei denen nur eine Übung absolviert wird, kann mit den neuen Geräten dreidimensional trainiert werden. Mit einem Gerät können eine Vielzahl von Übungen absolviert werden. Während bei herkömmlichen Fitnessgeräten die Ausgangsstellung festgelegt ist, ist sie bei den Kleingeräten frei wählbar und jederzeit veränderbar. Die Trainingsgeräte lassen sich in einer Übung beliebig kombinieren, was das Training vielseitiger macht und die Trainingsmotivation erhöht.

Für wen eignet sich Functional Training?

Functional Training eignet sich für alle Altersgruppen. Die Übungen können leicht erlernt werden, da sie häufig Alltagsbewegung nachstellen. Für jeden Kunden kann das individuelle Gewicht der Geräte gewählt werden. Das Positive am Functional Training ist, dass es auf alle Sportbereiche übertragbar ist. Egal, ob die Hausfrau sich sportlich betätigen will, ob Profisportler ihre Leistungsfähigkeit erhöhen wollen oder Kunden mit Kreuzbandriss in der Reha wieder fit gemacht werden. Es kann immer funktionell trainiert werden!

Mit welchen typischen Defiziten kommen Kunden?

Den meisten fehlt es an Rumpfstabilität, was häufig mit dem Krankheitsbild „Rückenschmerz“ einhergeht. Eine stabile Beinachse, sowie notwendiges Gleichgewicht sind selten gut ausgeprägt und verbesserungswürdig. Manchmal kommen Kunden nicht nur mit Defiziten, sondern mit Gelenkbeschwerden. Dann muss man versuchen die Defizite zu finden, die die Schmerzen verursachen und gezielt daran arbeiten.

Was ist mit denen, die Knie – oder Hüftgelenksprobleme haben?

Grundsätzlich können auch solche Kunden funktionell trainieren bzw. müssen es sogar. Diese Kunden brauchen anfangs mehr Aufmerksamkeit. Man muss sich mit den Problemen, die sie haben beschäftigen und sich genau überlegen, welche Übungen sinnvoll sind und welche sie vielleicht vermeiden sollten.  Die Frage ist: Welche Ursache und welche Defizite bestehen und wie kann man sie über Functional Training beheben? Für mich als Physiotherapeutin ist das nicht schwer, weil ich mich mit den Erkrankungen oder Verletzungen sehr gut auskenne. Wer dieses Hintergrundwissen allerdings nicht hat, sollte vorsichtig sein und sich zusätzlichen Rat einholen.

Functional Training eher männlich? Stimmt der Eindruck?

Grundsätzlich würde ich sagen nein. In meinen eigenen Kursen hatte ich anfangs mehr Frauen. Ich hatte zeitweise sogar das Gefühl, dass die Männer das Training unterschätzen und schwerer davon zu überzeuge waren. Viele Übungen sehen so einfach aus, doch wenn man sie dann macht ist man überrascht, wie anstrengend das Training ist. Spätestens in diesem Moment ist auch der Ehrgeiz der Männer geweckt. Mittlerweile ist es im Bereich Functional Training eher ausgeglichen, sowohl was Trainer als auch Kunden anbelangt.

Wie oft sollte in der Woche trainiert werden? 

Umso öfter trainiert wird, umso schneller stellt sich der Erfolg ein. Obwohl man wirklich sagen muss, dass sehr schnell Erfolge zu sehen sind, auch wenn man nur 1-2 Mal in der Woche trainiert. Es geht eher um die Regelmäßigkeit. 

Um regelmäßig und motiviert zu trainieren , ist auch der Anbieter wichtig. Woran erkenne ich einen guten Anbieter für Functional Training?

Der Anbieter sollte einen guten funktionelles Trainingsbereich haben und ausgebildete Trainer. Die Trainer sollten mindestens ein Zusatzseminar über Funktionelles Training besucht haben. Wenn sie ein Crosshaus Zertifikat vorweisen können, dann sind sie gut ausgebildet. Jeder Kunde sollte ein Eingangsgespräch haben, wo über Ziele des Trainings, über das Warum, aber auch über Beschwerden oder Verletzungen gesprochen wird. Wer Kurse besucht, sollte darauf achten, dass die Kurse nicht zu groß sind und der Trainer jeden Teilnehmer ansehen und notfalls korrigieren kann. Die Übungsanleitung aber auch die Übungsausführung ist von entscheidender Bedeutung. Der Trainer sollte auf jeden Kunden individuell eingehen.

Text: crosshaus und Anne Nyhuis, citysports.de, 03 / 2014

Zur Person: Judith Gabriel
Die examinierte Sportphysiotherapeutin hatte schon früh den Ehrgeiz aktiv im Bereich „Sport“ zu arbeiten und betreute Fußballvereine, sowie das KED – Bianchi – Radteam Berlin. Dann konzentrierte sie sich auf den Profiradsport. Sie wurde Physiotherapeutin beim deutschen T-Mobile Team, bei dem sie drei Jahre arbeitete und zahlreiche Fahrer bei den Profisechstagerennen betreute. Seit 2011 leitet sie ihr eigenes Trainings- und Therapiezentrum Previtacore. 2013 gründete sie zusammen mit Alex Hüfner die Ausbildungsplattform für Functional Training Crosshaus.