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Das Kind spielt in einer Mannschaft!

Der Sohn spielt seit Jahren Feldhockey. Wenn es gut für ihn läuft, ist dieser Mannschaftssport (wie jeder Mannschaftssport auch) ein Segen. Wenn es nicht gut läuft, ebenso!

Der Junge ist 11 Jahre alt, drahtig, motorisch geschickt und flink wie ein Feldhase. Feldhockey, der Mannschaftssport mit dem gekrümmten Schläger und der harten Plastikkugel, bereitet ihm seit dem Kindergarten, als er in der Bambini-Gruppe des Vereins anfing, eine echte, unverstellte Freude. Keine Lust aufs Training oder auf Wettkämpfe? Fehlanzeige! Ob bei Tag oder bei Nacht, ob Sommer oder Winter, Hockeyspielen kann er immer!

Mannschaftssport und soziale Werte

Dabei ist Feldhockey grundsätzlich ein Mannschaftssport wie jeder andere. Mehrere Mädchen oder Jungs bilden ein Team und müssen nach Regeln versuchen, den Ball in das Tor der anderen zu schießen und Gegentore zu vermeiden. Mit der Zeit verändern sich dann die Ansprüche, die die Trainer an die Kinder haben. Und die Ansprüche der Kinder an sich selbst und an ihre Mitspieler verändern sich ebenso. Ab dann wird der Mannschaftssport zusätzlich zu einer Schule für soziale Werte, die auch jenseits des Kunstrasens Gültigkeit besitzen. Wem diese Werte wichtig sind, der stecke sein Kind in eine Sportmannschaft! Und wer sein Kind begreifen und verstehen möchte, begleite es zu Wettkämpfen!

Charakterbildung

Mit sozialen Werten beziehungsweise sozialen Fähigkeiten sind natürlich Dinge wie Teamwork, Respekt oder Motivation gemeint, die im Großen und Ganzen bekannt sind und hier auch nicht näher dargestellt werden. An dieser Stelle sollen nur die Punkte Charakterbildung sowie Freude und Stolz etwas breiter dargestellt werden. Natürlich auf Basis der eigenen Erfahrung und somit völlig subjektiv.

Charakterbildung ist ein großes Wort, aber auch etwas irreführend. Die Kinder haben ja bereits einen Charakter. Nur welchen? Der Sport kennt die grobe Einteilung “Häuptlinge und Indianer”. Psychologisch ist das natürlich äußerst dünn, erfüllt aber seinen Zweck. Wer sein Kind nicht recht einzuschätzen weiß, kann es durch Beobachtung bei Wettkämpfen schnell herausfinden. Agiert es oder reagiert es auf dem Platz? Will es unbedingt den Ball haben und das Tor alleine machen? Oder ist es eher ein ruhigerer Typ, der schneller abspielt und vielleicht etwas weniger Verantwortung übernimmt?

Das Wichtige daran ist: Wenn der Junge oder das Mädchen mehr das eine oder das andere ist, sollte das Kind das auch bleiben dürfen. Darum geht es doch. Die Kinder sollen sich im Sport selbst erkennen und akzeptieren lernen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterentwickeln können. Ein erzwungener Charakterwechsel, von zurückhaltend zu dominant, von leise zu laut, ist sportlich irrelevant und verleidet den Kindern nur die Sache.

Und dann das Ding mit dem Verlieren. Es scheint bei allzu gutmeinenden Eltern aus der Mode zu kommen, aber Kinder müssen Niederlagen lernen! Sie müssen ihnen nicht gefallen, aber sie sollen die Ursachen dafür erkennen und den Frust verdauen können. Dadurch werden Niederlagen für die Charakterbildung fast wichtiger als Siege. So neigt zum Beispiel mein Junge bei Pleiten gerne zum fundamentalen Selbstmitleid: er selbst, die Mannschaft, der Coach, alle Schei… ! Was natürlich Unsinn ist. Eine Niederlage stellt nicht die Erfolge der Vergangenheit in Frage. Und wenn man heute schlecht gespielt hat, wird man morgen nicht zwangsläufig wieder schlecht spielen. Aber gut, wenn die Argumente der Erwachsenen nicht trösten, muss das Kind eben die Instrumente des zügigen Wegschmollens erlernen. Solch ein Können erweist sich im menschlichen Dasein ja allgemein als sehr nützlich.

Die Erfahrungen auf dem Platz sind aber auch für die Schule verwendbar. An der unbefriedigenden Note ist dementsprechend nicht der Lehrer schuld. Mehr Mühe und Einsatz beim Lernen zahlt sich aus. Und die anderen mit den besseren Zensuren soll man nicht als Streber abtun, sondern sich vielleicht das eine oder andere von ihnen selbst aneignen.

Freude und Stolz

Unbändige Freude und höchstes Glücksgefühl sind Privilegien der Kindheit. Das muss unbedingt ausgenutzt werden! Wenn den Kindern durch Einsatz, Fleiß und Glück sportliche Erfolge gelingen, können und sollen sie sich darüber richtig freuen. Kreischen, jubeln und wie verrückt herumspringen, auch wenn es nur um den kleinsten Pokal gegangen ist, sind der verdiente Lohn für erfolgreiches Teamwork und in der Gruppe zu feiern ist sowieso am schönsten. Man wurde gebraucht und konnte sich mit den eigenen Fähigkeiten einbringen. Wenn das keinen Spaß macht!

Aber auch der Stolz auf die eigene Kraft, Kondition und Technik sind wichtig. Habe Vertrauen zu deinem Körper! Trau dir körperliche Herausforderungen zu! Fühl dich wohl in deiner Haut! Das alles sind wichtige Botschaften, die der Mannschaftssport sehr gut transportieren kann.

Ob Sieg oder Niederlage, Mannschaftssport bringt Kindern bei, wie sie mit sich selbst und mit anderen umgehen müssen und mit welchem Verhalten sie ganz allgemein im Leben gut zurecht kommen. Negative Gefühle werden eingegrenzt, positive Gefühle werden freigesetzt. “Das Kind spielt in einer Mannschaft!” war, ist und bleibt für alle eine sehr gute Sache.

Text: Achim Bartscht / citysports.de
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