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Livestreaming für den Amateursport?

Auch im Regionalliga-, Nischen- oder Amateursport gibt es kostenintensive Livestreaming-Angebote, doch normale Vereine sollten besser auf kurze, eigene Video-Formate setzen. Gastbeitrag von Matthew Ulbrich.

Alle großen Vereine und ihre prominenten Spieler bieten eine Vielzahl an Stories und Triumphen. Sie sind wesentliche Faktoren für die Identifikation, Sympathie und Leidenschaft der Fans und werden auf allen medialen Kanälen transportiert. Niedrigklassige Vereine haben natürlich auch ihre Helden, doch deren Erfolgsgeschichten und Triumphe enden meistens am eigenen Ortsschild. Sollten die Amateure zugunsten einer höheren Aufmerksamkeit also ebenso Livestreaming anbieten?

Livestreaming: Qualität kostet (zuviel)

Für einen gelungenen und sehenswerten Livestream ist es nicht getan, lediglich eine Kamera am Spielfeldrand zu platzieren, denn eine statische Großaufnahme langweilt das Publikum am Bildschirm schnell. Vereine müssten für ihre Fans am Bildschirm also verschiedene Kameraperspektiven mit Nahaufnahmen, Einblendungen und Wiederholungen anbieten. Folglich sähen sich Vereine gezwungen, sowohl in hochwertige Technik – die Fixkosten im vierstelligen Bereich mit sich bringen – als auch in kundiges Personal vor Ort zu investieren. Doch ob sich die Kosten mit den Einnahmen des Spieltags decken und der Return of Invest (ROI) stimmen würde, ist mehr als fraglich. Vereine wären daher auf beträchtliche Zusatzeinnahmen durch Werbung, Mitgliedsbeiträge, Sponsorengelder oder Spenden angewiesen, um die Livestreams rentabel einzusetzen.

Aber schießt Livestreaming nicht ohnehin am Ziel vorbei? Eine Studie hat ergeben, dass 92% aller Zuschauer ihr Smartphone benutzen, während der Fernseher läuft - und auch Web-Livestreams können kaum exklusive Aufmerksamkeit generieren. Noch mehr als im Fernsehprogramm besteht hier die Gefahr, dass der Stream zwischen einer Vielzahl von Tabs verschwindet und nur noch als Hörspiel im Hintergrund verpufft.

On-Demand ist die Zukunft – Social Media auch

Nicht erst seit Netflix: On-Demand ist längst mehr als ein vorübergehender Trend. Das belegt nun auch die ARD/ZDF Online Studie, denn die Mehrheit der 14- bis 29-jährigen bevorzugt die Inhalte auf Abruf. Statt komplette Spiele der höchsten Spielklassen zu verfolgen, steigt das Interesse der Zuschauer in Hinblick auf Zusammenfassungen der Sport-Highlights. Sky und DAZN profitieren erheblich von den eigenen Kurzformaten und zielen damit erfolgreich auf die aktuellen Fan-Bedürfnisse ab. „Bundesliga Highlights“, „6 um 6“, „90 in 90“ sowie das „Matchday Feature“ lauten beispielsweise die kurzweiligen On-Demand-Angebote, die eine vielversprechende Verweildauer aufweisen und für nachhaltige Zugriffszahlen sorgen. Auch Kicker Online steigerte seine Visits zur WM um 10 Prozent auf 36 Millionen mit Hilfe kurzer Highlight-Clips.

In diesem Zusammenhang gewinnt auch Social Media an Bedeutung. Denn über Twitter, Facebook und Co. teilen Fans, Vereinsmitglieder oder Externe viel eher kurze Snippets als komplette Spielübertragungen und verhelfen den Vereinen damit zu einer zusätzlich gesteigerten Sichtbarkeit.

Fazit: Anpfiff für kurze Video-Formate 

Eigenständige Livestreaming-Angebote sind für Vereine unterhalb der Profiligen schlichtweg unrentabel. Derzeit stellen zwar einige Ligen diese Technologie ihren Vereinen zur Verfügung, was aber nur durch zahlungskräftige Sponsoren möglich ist. Sobald diesen Geldgebern die monetären Mittel ausgehen werden, stehen diese Vereine ohne multimediale Berichterstattung da. Sie (und alle anderen) sollten daher bereits jetzt auf kurze, eigene Video-Formate und Social Media setzen, denn nur so stehen Aufwand, Kosten und Sichtbarkeit in einem ausgeglichenen Verhältnis.

Autor: Matthew Ulbrich

Matthew Ulbrich ist der Chief Product Officer in der Tickaroo-Familie.

Über Tickaroo

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Text (gekürzt) und Bilder: Tickaroo GmbH / Mashup Communications GmbH, 24.10.2018