Scheu verlieren, ausprobieren!

Paintball ist eine Extremsportart, bei der man Action und Spaß erleben kann – das weiß man, wenn man es ausprobiert hat. Patrik Valder, Teamcaptain und Spieler des 1. Bundesligateams „Straight Mechernich“ sowie Schiedsrichter-Ausbilder, im Gespräch mit citysports.de.

citysports.de: 1.700 Spieler sind bei der Deutschen Paintball Liga registriert, Tendenz steigend– worin liegt der Reiz?

Patrik Valder:  Es macht super viel Spaß. Paintball spricht viele Facetten an. Es bietet dem Sportler viel und fordert ihn. Man muss fit sein. Wie in anderen Mannschaftssportarten kann man nur gewinnen, wenn das Team zusammen- spielt. Die Spieler müssen nicht nur schnell rennen, auch die Taktik ist ge- fordert. Man muss auf sich selbst achten und gleichzeitig den Spielern sagen, wo die Gegenspieler positioniert sind. Zudem ist die Zielgenauigkeit gefragt. Paintball ist sehr anspruchsvoll.

Kann und darf jeder Paintball spielen?

Jeder kann Paintball spielen. In Deutschland muss man allerdings mindes- tens 18 Jahre alt sein. Paintball ist eine reine Männerdomäne. Frauen spielen oft in Mixed-Teams, es gibt aber auch ein paar reine Damenmannschaften, auch im Turniersport.

Turniersport?

Als Hobbyspieler kann man in der Bezirksliga einsteigen. Dort kann man sich einfach anmelden und mitmachen. Profis spielen in den höheren Klassen bis zur 1. Bundesliga. Mehr Informationen rund um den Turniersport gibt es bei der Deutschen Paintball Liga.

Was benötigt man an Equipment?

Eigentlich nur eine alte Jeans,  einen alten Pulli, alte Turnschuhe.

Auf Paintball-Fotos sieht die Kleidung aber anders aus.

Die Profis tragen robuste Schutzkleidung. Die Knie und Ellenbogen sind verstärkt. Die Anzüge kann man sich ganz individuell gestalten lassen. Die Kleidungsszene hat sich um die Paintball-Szene entwickelt. Sie gehört wie in anderen Sportarten u.a. Inline-Skaten oder MTB zu uns. Die Kleidung hat natürlich eine Schutzfunktion, zählt aber auch zum Coolness-Faktor.

Hinter den genannten Sportarten stecken immer bestimme Charaktere mit einem speziellen Lebensgefühl. Welche Typen trifft man  auf dem Paintball-Spielfeld?

Den typischen Paintballer gibt es nicht. Die Leute treffen sich, um Spaß zu haben: Sei es ein Auszubildender oder ein  Familienvater – vom Studierenden bis zur Managementebene. Was alle allerdings gemeinsam haben: Sie sind familiär.

In welchem Sinne familiär?

Besonders im Amateurbereich gleicht ein Paintballspiel einem Familien- treffen. Da wird gern mal ein Spanferkel für alle geschlachtet. Nach dem Spiel sitzen – Gewinner, Verlierer, Zuschauer -freundschaftlich zusammen und sprechen über Equipment und Taktik.

Zurück zum Equipment, was gehört noch dazu?

Die Schutzmaske ist Pflicht. Die Markierer für den Einstiegsbereich kosten ca. 150,- Euro, High-End-Geräte bis zu 1.000,- Euro. Die Profis tragen Multi- nockenschuhe. Paintballs kann man auf dem Spielfeld bekommen. Ein Profi benötigt rund 2.000 Bälle am Tag.

Klingt gefährlich und teuer …

Ja, Paintball ist ein teures Hobby. Nein, das Verletzungsrisiko geht gegen null, denn Paintball ist ein Sport ohne Körperkontakt. Zudem sind die Hindernisse aufblasbare Luftkissen. 

Woran erkenne ich denn eine professionelle Paintball-Anlage?

An der Qualität der Netze und den ausgewiesenen Sicherheitszonen, eine permanente Betreuung auf und neben dem Feld. Am besten noch einen Techniker vor Ort, der sich um das Material kümmert. Am wichtigsten ist aber eine sehr gute Einweisung. Man muss vor dem Spiel erklärt bekommen, welche Spielregeln eingehalten werden müssen, welche Sicherheitsvor- schriften gelten. Zudem sollte der Betreuer die Spieler über den Tagesablauf informieren, damit die Leute auch wirklich Spaß haben.

Kann man auch als Einzelperson vorbeikommen?

Die meisten Paintball-Anlagen bieten einen offenen Spielbetrieb – vorher anfragen, vorbeikommen, mitmachen.

Wie ist es Dir ergangen, als Du Deinen Eltern von Deinem neuen Hobby erzählt hast?

Meine Mutter war dem Sport gegenüber sehr aufgeschlossen. Ein Team- kollege hat aber eine andere Erfahrung gemacht: Er hat seiner Mutter Zeitungsartikel und Fotos gezeigt. Als sie die Bilder gesehen hat, hatte sie schon den Eindruck, dass der Sport aggressiv ist. Vor allen Dingen, weil man aufgrund der Maske die Gesichter nicht sehen kann. Klar kommt dann die Diskussion. Er hat seine Mutter mit zum Spielfeld genommen. Als sie ge- sehen hat, wie die Leute lachend vom Spielfeld kommen – egal ob gewonnen oder verloren – hat auch sie das Hobby akzeptiert.

Die Paintballer sind gemeinnützig orientiert, auch eine Form akzeptiert zu werden?

Wir geben sehr viel Geld für unseren Extremsport aus – warum nicht dann Geld sammeln, für die, die weniger zur Verfügung haben wie z.B. Kindergärten oder für krebskranke Kinder? Dann ist die Paintball-Familie immer dabei aktiv mitzuhelfen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: citysports.de, Anne Nyhuis, 05/2010, Foto: Patrik Valder