Zwei Überflieger leben ihren Traum!

Sie sind jung, ihr Element ist das Wasser und sie wollen Weltmeister werden: Der Windsurfer Philip Köster (17) im Waveriding, der Kitesurfer Nils Wesch (16) im Freestyle. Beide leben ihren Traum, wurden nach dem Realschulabschluss Vollprofis.

Ganz besonders sind für die beiden natürlich die Wettkämpfe in der Heimat, um sich vor den deutschen Fans zu präsentieren: Nils Wesch startet beim The Beetle Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording (19. bis 28. August) und Philip Köster beim Reno Windsurf World Cup Sylt (23. September bis 02. Oktober 2011). Beide World Cups sind etwas ganz Besonderes - gelten sie doch als einer der wichtigsten Tourstopps überhaupt.

Philip Köster fährt seit dem vergangenen Jahr die komplette PWA World Tour mit und gilt als Wunderkind. Im Alter von 15 Jahren gewann er als einer der jüngsten Windsurfer aller Zeiten seinen ersten World Cup, 2010 war er drittbester Waverider der Welt. Ganz so weit ist Nils Wesch noch nicht. Er ist zweifacher Deutscher Juniorenmeister im Kitesurfen und in dieser Saison zum ersten Mal auf allen Stationen der PKRA Weltserie mit dabei. In der Freestyle-Rangliste liegt er momentan auf dem 17. Platz. Mit Philip hat er eins gemeinsam: Er arbeitet hart, um seinen Traum wahr werden zu lassen.

Philip Köster wurde auf Gran Canaria geboren und lebt dort in Vargas. Seine Eltern wanderten 1980 von Hamburg auf die Kanareninsel aus und eröffneten dort eine Surfschule. Von seinem Haus aus sieht der 17-Jährige auf das Meer, jeden Tag ist es windig, fast immer sind die Bedingungen perfekt. "Ich stehe um 8.30 Uhr auf, frühstücke und trainiere dann rund drei Stunden auf dem Wasser. Danach esse ich etwas, ruhe mich kurz aus und fahre mit meinem Vater nach Pozo. Hier trainiere ich noch einmal knapp zwei Stunden." So sieht der Tag eines kommenden Weltmeisters aus, wenn er nicht gerade Wettkämpfe bestreitet oder im Fitnesscenter schwitzt. Einen Trainer braucht Philip Köster nicht. "Ich schaue mir in Windsurf-Filmen etwas von anderen ab, versuche es dann umzusetzen und meinen eigenen Stil zu finden", so seine Philosophie.

Nils Wesch hat es nicht so komfortabel. Er wohnt in Langballig/Flensburg, die Trainingsbedingungen sind hier bei Weitem nicht so gut und konstant wie auf Gran Canaria. Reicht der Wind, fährt er morgens mit Freunden in das zehn Minuten entfernte Holnis an die Flensburger Förde. Weht kein Lüftchen vor der Haustür, geht es nach St. Peter-Ording oder auf die dänische Nordseeinsel Römö. Sein Pensum: "Ich übe gut vier Stunden lang meine Standard-Tricks und Manöver, damit die perfekt sitzen. Dann probiere ich neue Sachen aus." Dreimal pro Woche quält auch er sich im Fitnessraum. "Beim Kitesurfen werden die Schultern extrem nach vorn gezogen. Das muss ich durch Krafttraining ausgleichen", liefert er die Erklärung. Trainingsplan- und inhalt  bestimmt Nils Wesch selber. "Ich schau mir viel von Videos und anderen Kitern ab und erfinde etwas Neues dazu", ist er in der Luft sein eigener Herr.

Philip Köster hat schon viel von der Welt gesehen. Im Frühjahr war er in Australien, er trainiert auf Maui (Hawaii) - nicht unbedingt Orte, an denen sich 17-Jährige normalerweise aufhalten. "Ich reise gern und möchte unbedingt noch mal auf die Fidschi-Inseln", ist Philip Köster, der oft von seinem Vater begleitet wird, mit seinem Leben zufrieden. Aber er gibt auch zu: "Meine Freunde fehlen mir schon." Während sie ins Kino gehen, gemeinsam abhängen oder Partys feiern, sitzt er im Flugzeug oder steht auf dem Board. "Im Winter habe ich mehr Zeit, dann hole ich das alles nach", so der junge Windsurfer.

Auch Nils Wesch ist viel unterwegs. Brasilien, Ägypten, Australien - nur ganz wenige Sechzehnjährige sind schon so viel herumgekommen. Der Kitesurfer fährt oft ohne seine Eltern um den Globus, "es sind aber immer Erwachsene, Sponsoren oder Bekannte da, die auf mich aufpassen", lacht er, fügt aber hinzu: "Ich habe auf der Tour viele Freunde, aber mein Zuhause und meine Familie vermisse ich schon unterwegs." Allerdings zieht es den 16-Jährigen auch immer wieder in die Ferne.  "Wenn ich längere Zeit daheim bin, werde ich unruhig. Dann will ich wieder weg und an irgendeinem schönen Spot kiten", erzählt er.

Das Leben eines Himmelstürmers besteht aber nicht nur aus Training und Wettkämpfen an den schönsten Stränden der Welt. Philip und Nils nehmen ihren Job ernst und dazu gehört es auch, E-Mails zu schreiben, Sponsoren- wünsche zu erfüllen und die Medien zu bedienen. "Das ist Alltag und macht Spaß", finden die beiden Surfer. Ihr wahres Leben spielt sich jedoch auf und über dem Wasser ab. "Beim Springen denke ich nicht an einen Crash oder sonst irgendetwas. Ich fühle mich einfach nur frei", beschreibt Philip Köster den Rausch, wenn er sich meterhoch in die Luft katapultiert. Ähnlich ergeht es dem Kitesurfer Nils Wesch: "Ich denke nicht mehr an irgendwelche blöden Sachen, alles verschwimmt. Es gibt nur noch absolute Freiheit, wenn ich über das Wasser fliege."

Gegen dieses Gefühl kommt nichts an, eine Freundin hat keiner von Beiden. "Für mich ist das momentan einfach kein Thema", erklärt Philip Köster. Nils Wesch denkt dagegen praktischer: "Ich bin so viel unterwegs, da ist eine feste Freundin nicht drin. Aber unterwegs bei den verschiedenen Contests laufen viele hübsche Mädchen herum.." Aber auch für die wird er nur Zeit haben, wenn es windstill ist.    

Text: 9pm media, Sven Kaatz, 07 / 2011

The Beetle Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording 

Vom 19. bis 28. August 2011 treffen beim einzigen Tourstop der PKRA World Tour, dem Beetle Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording, die besten Kitesurfer der Welt aufeinander. Mehr Infos unter www.kitesurfworldcup.de.

Reno Windsurf World Cup Sylt

Beim "Reno Windsurf World Cup Sylt" vom 23. September bis 02. Oktober 2011 treten die besten Waverider, Freestyler und Racer gegeneinander an. Mehr Infos unter www.windsurfworldcup.de.