Bosseln

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Bosseln

Bosseln, friesischer Volkssport, in dem das Ziel ist, eine fest vorgeschriebene Strecke, mit möglichst wenig Würfen zu überwinden. Es werden Mannschaften von 4-6 Personen gebildet, die jeweils einen Gruppenführer aus ihrem Kreis wählen. Innerhalb der einzelnen Mannschaften erhält jedes Mannschaftsmitglied eine Nummer. Es spielen jeweils zwei Teams (A und B) mit je einer Kugel gegeneinander, und es werfen immer die Mannschaftsmitglieder mit den gleichen Nummern gegeneinander. 

Einen Punkt (Schöt) bekommt die Mannschaft, der es gelingt, die Bosselkugel so weit zu werfen, dass die Gegner selbst mit den nachfolgenden Würfen die Kugel nicht erreichen können. Rollt die Kugel von der Straße, dann darf der nachfolgende Spieler auf der Straße weiterspielen, er beginnt auf der Höhe, wo die Kugel gefunden wurde. Die im Rückstand liegende Mannschaft darf immer als erste werfen. Die Mannschaft, die die meisten Punkte (Schöts) erreicht, hat gewonnen.

DIE BOSSELKUGEL

Die Bosselkugeln bestehen aus Gummi, Kunststoff oder Pockholz. Die Kunstoffkugel ersetzte mit der Zeit die Pockholzkugel, mit der heutzutage nicht mehr geworfen wird. Die Gummikugel ist in zwei verschiedenen Größen und die Kunststoffkugel in drei verschiedenen Größen erhältlich. In Wettkämpfen spielen die Mannschaft ausschließlich mit der 3-Punkt und der 4-Punkt Gummikugel.

DIE TECHNIK

Die Technik des Bosselns ist mit anderen Wurfdisziplinen vergleichbar. Der Werfer nimmt bei einem Bosselwurf einen ca. 20 m langen Anlauf, der mit einem Abwurf endet, bei dem die Bosselkugel geworfen wird. Die Kugel wird hierbei in der gesamten Hand gehalten.

Während der Werfer langsam anläuft und im Laufe des Anlaufes schneller wird, wird der Wurfarm senkrecht am Körper gehalten. Kurz vor dem Abwurf wird mit dem Wurfarm (am Körper entlang) weit nach hinten ausgeholt.

Im Moment des Absprungs wird der Wurfarm mit großer Geschwindigkeit und großem Kraftaufwand nach vorne geschnellt, um die Kugel mit einer hohen Geschwindigkeit zu werfen. Der Bewegungsablauf ist vergleichbar mit dem des Kegelns, bloß ist beim Bosseln relevant, wie weit man die Kugel wirft.

DER WETTKAMPF

Gebosselt wird meistens auf Landstraßen. Nach den Anwürfen beim Start erfolgen die weiteren Abwürfe an den Stellen, wo die Kugeln die größten Weiten erreicht haben, im rechten Winkel zur Wurfstrecke. Die jeweils zurückliegende Kugel wird im weiteren Verlauf zuerst geworfen. Gelingt es der zurückliegenden Mannschaft erneut nicht, an der gegnerischen Kugel vorbeizuwerfen, erhält der Gegner einen Schöt. Kugelaufnahmepunkte und die Wiederanwurfstellen sind zu markieren. Sobald die Kugel der zur Zeit führenden Gruppe vollständig die Wende- oder Zielmarkierung überschritten hat, darf die im Rückstand liegende Gruppe nicht mehr werfen. Bei der Wendemarkierung wird umgeholt, die Gruppen tauschen dann die Abwurfstellen.

UNTERSCHIED LANDESVERBAND OSTFRIESLAND / OLDENBURG

Bekommt eine Gruppe einen Schöt zugesprochen, ist es im LV Ostfriesland so, dass der Werfer, der dran wäre, aussetzt und somit der nächste Werfer seiner Gruppe dran ist. Dieses bietet den Vorteil, dass jeweils die gleichen Werfer gegeneinander bosseln (immer der erste gegen den ersten, der 2te gegen den 2ten, usw.). In LV Oldenburg setzt kein Werfer aus und somit bosseln die Werfer stets in der Reihenfolge, in der sie aufgestellt wurden.

GESCHICHTE UND ABLAUF

Für das Straßenbosseln wird eine relativ einfache Technik benötigt. Da die meisten Menschen kegeln können, ist es naheliegend, dass viele Menschen auch bosseln könnten.

Der Bosselsport hat sich aus dem Klootschießen entwickelt. Zum einen brachte das Klootschießen eine schwere Technik mit sich, die nicht von vielen beherrscht wurde. Und zum anderen wurde wahrscheinlich der Bosselsport als Ausgleichsspiel eingeführt, da mangels Frostwetter kein Klootschießen durchgeführt werden konnte.

Das Bosseln bietet den Vorteil, dass man es auf vielen guten Nebenstraßen zu allen Jahreszeiten betreiben kann. Wichtig ist, daß der Werfer die Beschaffenheit der Straße kennt. Weiß er, welche Gefälle sie hat, kann er sich darauf einstellen und dementsprechend werfen. Auf diese Beschaffenheiten achtet aber meistens der Anzeiger, der dem Werfer entsprechende Tips zuruft und entscheidet, auf welcher Seite der Straße der Werfer anzulaufen und wie er zu werfen hat.

Bei Wettkämpfen unterscheidet man zwischen Standkampf, bei dem immer von der gleichen Stelle abgeworfen wird, und den Wettkampf auf Strecke. Der Standkampf findet meistens bei Vereinsmeisterschaften, Preisbosseln, friesischem Mehrkampf u.a. statt. Der Wettkampft auf Strecke ist aber gebräuchlicher. Hierbei bosseln zwei Mannschaften gegeneinander. Auch bei Einzelmeisterschaften, die von den Kreis- und Landesverbänden durchgeführt werden, wird diese Art des Bosselns bevorzugt. Dabei hat jeder Werfer 10 Würfe, die er hintereinander auf einer Strecke wirft. Der Werfer, der nach Ablauf der 10 Würfe die meisten Meter erzielt hat, hat gewonnen.

Handelt es sich um ein Wettkampf zwischen zwei Bosselvereinen, so wird auf einer ca 7 km langen Strecke gebosselt. Hierbei sind vor dem Wettkampf dem Gegner evtl. Kugelaufnahmen, Wenden usw. bekannt zu machen, falls dieser um Auskunft nachsucht. Der Anlaufbeginn, der An- und Ablauf sowie der Abwurf und das Aufsetzen der Kugel hat innerhalb der Leitpfähle, Baumgrenzen und Grabengrenzen, die die Wurfstrecke begrenzen, zu erfolgen. Als geworfen gilt die Kugel, wenn sie die Abwurfstelle nach dem Wurf mehr als fünf Meter überschritten hat. Sollte der Abwurf nicht innerhalb der angegebenen Begrenzung erfolgen, so ist der Wurf ungültig und der nachfolgende Werfer muss wieder an der gleichen Stelle abwerfen. Der Gegner erhält einen Schöt.

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