Schach

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Schach

1 EINLEITUNG

Schach, traditionelles Brettspiel für zwei Personen, als Turnierschach wird es zum Sport gezählt. Jeder Spieler verfügt über 16 Figuren, der eine Weiß, der andere Schwarz. Jeder Satz von Figuren besteht aus einem König, einer Dame, zwei Läufern, zwei Springern, zwei Türmen und acht Bauern. Man spielt auf einem quadratischen Schachbrett, das in 64 abwechselnd helle (oder weiße) und dunkle (oder schwarze) Felder unterteilt ist. Das Brett wird so zwischen die Spieler gelegt, dass das Feld in der linken unteren Ecke ein schwarzes ist. Die acht vertikal verlaufenden Felder nennt man Linien, die acht horizontal verlaufenden Felder werden als Reihen bezeichnet, und die diagonal verlaufenden Felder sind die Diagonalen. Ziel des Spieles ist, den gegnerischen König „schachmatt” zu setzen. Die Grundregeln und -prinzipien des Schachs sind leicht erlernbar, doch sind für die Feinheiten des fortgeschrittenen Spieles intensive Studien notwendig.

Über die Jahrhunderte wurden Schachfiguren in vielen Formen und aus verschiedenen Materialien angefertigt. Geschickte Kunsthandwerker haben aus Holz oder Stein, Elfenbein oder Knochen, Silber, Gold, Alabaster und Porzellan Schachfiguren von unvergleichlicher Schönheit geformt. Schach ist so populär, dass sogar kleine, tragbare Schachspiele zum Spielen auf Reisen hergestellt werden. In den späten siebziger Jahren kamen die ersten Schachcomputer auf den Markt.

2 REGELN

Zu Beginn des Spieles werden die Figuren wie hier abgebildet auf dem Brett aufgestellt. Dabei steht die weiße Dame in der ersten Reihe auf einem weißen Feld und die schwarze Dame auf dem gegenüberliegenden schwarzen Feld in der achten Reihe derselben Linie. Der König wird neben die Dame gesetzt. Neben dem König und neben der Dame stehen in dieser Reihenfolge Läufer, Springer und Turm. Auf die nächste Reihe werden die acht Bauern gesetzt. Weiß beginnt, dann ziehen die Spieler abwechselnd. Bei einem Zug darf jeweils nur eine Figur bewegt werden. Einzige Ausnahme ist die Rochade (siehe unten), bei der zwei Figuren auf einmal gezogen werden.

Die Figuren haben eine durch die Regeln festgelegte Gangart. Daraus ergeben sich unterschiedliche Werte und Stärken der Figuren im Spiel. Der König darf diagonal oder gerade nur ein Feld bewegt werden (Ausnahme ist die Rochade). Die größte Bewegungsfreiheit hat die Dame. Sie kann beliebig weit sowohl auf den Geraden als auch auf den Diagonalen bewegt werden. Der Turm darf nur geradlinig, d. h. entlang der Reihen oder Linien, bewegt werden. Der Läufer zieht nur diagonal in beliebiger Entfernung, das heißt, er kann nur Felder einer Farbe erreichen. Die Gangart des Springers ist ein Feld in gerader, dann ein Feld in diagonaler Richtung. Das Feld, auf dem er landet, hat somit eine andere Farbe als das Ausgangsfeld. Der Springer ist die einzige Figur, die andere Figuren überspringen darf. Der Bauer kann nur ein Feld vorwärts bewegt werden, von der Grundstellung aus auch zwei Felder. Schlagen darf er nur ein Feld in diagonaler Richtung. Damit ist der Bauer die einzige Figur, die anders schlägt, als sie geht. Erreicht ein Bauer die achte Reihe, so darf er in eine beliebige andere Figur verwandelt werden (in der Regel wird die Dame gewählt). Eine gegnerische Figur wird „geschlagen”, indem eine eigene Figur, auf ein vom Gegner besetztes Feld gezogen wird.

Bedroht man den König, sagt man als Warnung „Schach!”, obwohl es die Regel nicht vorschreibt. Der Spieler des bedrohten Königs muss dann beim nächsten Zug (1) den König auf ein sicheres Feld ziehen oder (2) eine andere Figur als Schild dazwischenstellen oder (3) die bedrohende Figur schlagen. Ist keine dieser Möglichkeiten gegeben, so gilt der König als schachmatt, und das Spiel ist verloren.

Es gibt eine Ausnahmeregel, nach der der König mehr als ein Feld bewegt werden darf. Diesen speziellen Zug nennt man Rochade; er darf von jedem Spieler nur einmal ausgeführt werden. Hauptzweck dieses Manövers ist es, den König durch einen einzigen Zug aus der am meisten gefährdeten Brettmitte in eine Position zu bringen, die leichter zu verteidigen ist. Bei der Rochade zieht der König zwei Felder nach rechts oder nach links (schwarz), und der Turm derselben Seite wird auf das Nachbarfeld des Königs auf der anderen Seite gesetzt. Man unterscheidet zwischen kleiner und großer Rochade. Für die Ausführung der Rochade gibt es folgende Regeln: (1) Weder König noch Turm dürfen vorher bewegt worden sein; (2) der König darf sich zur Zeit der Rochade nicht „im Schach“ befinden; (3) auf den Feldern zwischen König und Turm dürfen sich keine Figuren befinden; (4) der König darf kein Feld passieren oder besetzen, das von einer gegnerischen Figur angegriffen wird.

3 SPIELPHASEN

Ein Schachspiel lässt sich in drei Phasen einteilen: Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel. Es gibt jedoch keine genaue Abgrenzung der einzelnen Phasen, sondern die Übergänge sind fließend. Ziel der Eröffnungsphase, die die ersten zehn bis 15 Züge umfasst, ist es, die Figuren zu entwickeln und so eine gute Ausgangsposition für das Mittelspiel zu erreichen. Es gibt Hunderte von Angriffs- und Verteidigungsvarianten für das Eröffnungsspiel, die systematisch erforscht werden. Einige beinhalten ein frühes Figurenopfer, um einen Stellungsvorteil zu erreichen. Andere Varianten, z. B. die Sizilianische Verteidigung, hat für Schwarz das Ziel, ein starkes Verteidigungsbollwerk aufzubauen.

Das Mittelspiel beginnt, wenn die meisten Figuren von ihrem Ausgangsfeld wegbewegt worden sind. In dieser Phase wird die Stellung zunehmend komplexer. Hier bietet die Literatur weniger Unterstützung an, und der Spieler muss durch eigenes Können analysieren, planen, Strategien entwerfen und sie umsetzen.

So wie das Eröffnungsspiel das Mittelspiel vorbereitet, beeinflusst das Mittelspiel das Endspiel. Nun können die erspielten Vorteile oder Schwächen entscheidend sein. Einige Bauern und die meisten anderen Figuren sind schon vom Brett. Nun treten die Könige in Aktion. In dieser Phase kann ein kluger Taktiker häufig eine fast schon verlorene Partie noch retten, etwa indem er den gegnerischen König durch einen plötzlichen Vorstoß matt setzt oder wenn er zur rechten Zeit eine Figur opfert, damit ein Bauer auf die achte Reihe gelangt und zur Dame wird. Diese Spielphase ist überschaubarer und kann mit größerer Genauigkeit vorausberechnet werden. Es gibt für diese Phase sehr viel Literatur.

4 NOTATION

Über Schach sind mehr Bücher geschrieben worden als über alle anderen Spiele zusammen. Die detaillierte Analyse aller Spielphasen und die Aufzeichnung von Partien, Problemen und Stellungen reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück und führten zu verschiedenen Arten der Schachnotation. Das am meisten verwendete System ist die von den arabischen Spielern entwickelte algebraische Notation. Sie weist jedem Feld auf dem Schachbrett einen Buchstaben und eine Ziffer zu: Die acht Linien bekommen (auf der linken Seite von Weiß beginnend) die Buchstaben bis h, die acht Reihen werden (auf der Seite von Weiß beginnend) von 1 bis 8 durchnummeriert. Außer den Bauern werden alle Figuren mit ihrem Anfangsbuchstaben abgekürzt,z. B. T für Turm. Demnach bedeutet Df8, dass die Dame auf die achte Reihe der F-Linie zieht. Das Schlagen einer Figur wird durch ein x angezeigt, z. B. Dxb5, d. h., Dame schlägt Figur auf b5.

Das Konkurrenzsystem ist die beschreibende Notation, die ebenfalls seit vielen Jahrhunderten verwendet wird und in den englisch- und spanischsprachigen Ländern noch heute die gängigste ist. Auch hier werden die Anfangsbuchstaben als Abkürzung für die Figuren verwendet, allerdings in Englisch. So steht Kt oder N für Turm und P für Bauer. Die Felder erhalten ihre Namen jedoch von der Anfangsaufstellung der Figuren. Demnach ist die erste Linie auf der linken Seite von Weiß die Turmlinie der Dame und die fünfte Linie von links die Königslinie usw. Die Notation 1. P-K4, P-QB4 bedeutet, dass Weiß im ersten Zug seinen Königsbauern auf das vierte Feld vor dem König setzt. Schwarz antwortet, indem es den Bauern des Damenläufers auf das vierte Feld vor dem Dameläufer zieht. Das Schlagen wird auch hier mit x angezeigt.

In beiden Notationen bedeutet 0-0 die Rochade auf der Königsseite (kleine Rochade) und 0-0-0 die Rochade auf der Damenseite (große Rochade).

5 GESCHICHTE

Das Spiel, das seit Jahrhunderten die Menschen fasziniert, entstand vermutlich im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien. Sein ursprünglicher Name war Chaturanga (das „Armeespiel”). Es kam über die Handels- und Feldzüge zuerst nach Persien, dann ins Byzantinische Reich und verbreitete sich schließlich in ganz Asien. Die islamische Welt, die gerade vor ihren größten wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften stand, nahm das Spiel mit Begeisterung an. Die Araber führten detaillierte Studien und Analysen durch, schrieben Abhandlungen über das Spiel und entwickelten dabei die algebraische Notation.

Zwischen 700 und 900 kam Schach nach Europa, teils durch die maurische Eroberung Spaniens, teils durch die Wikinger und später durch die Kreuzritter, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten. Bei Ausgrabungen an einer Grabstätte der Wikinger an der Südküste der Bretagne fand man ein Schachspiel. In den Vogesen (Frankreich) wurden Schachfiguren skandinavischer Herkunft aus dem 10. Jahrhundert gefunden, die immer noch nach der traditionellen arabischen Machart gefertigt waren. Im Mittelalter spielte man Schach nach den arabischen Regeln. Dabei waren Dame und Läufer vergleichsweise schwache Figuren und konnten jeweils nur ein Feld auf einmal gezogen werden. Einen Sprung in der Entwicklung des Schachs gab es im 16. und 17. Jahrhundert. Die Bauern durften beim ersten Zug schon zwei Felder ziehen. Außerdem wurden die En-passant-Regel („im Vorbeigehen”) eingeführt, die dem Bauer unter diesen Umständen das Schlagen erlaubt, sowie der das Spiel revolutionierende Zug der Rochade. Zu dieser Zeit widmete man sich dem Spiel vor allem in Spanien und Italien. Wichtige Lehrbücher veröffentlichten der Portugiese Damiano (1512), der Spanier Ruy Lopez de Segura, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts als bester Spieler der Welt galt, und der Italiener Gioacchino Greco zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Ab dem 18. Jahrhundert fand Schach auch in England und Frankreich zunehmend Verbreitung, und die besten Spieler kamen aus Frankreich, beispielsweise Françoise-André Philidor und Louis-Charles Mahé de la Bourdonnais. Zu dieser Zeit wurde Schach auch in Caféhäusern und Universitäten gespielt, während es vorher hauptsächlich in Adelskreisen verbreitet war. Da Schach nun in der breiten Öffentlichkeit Einzug gehalten hatte, erhöhte sich das Spielniveau beträchtlich. Immer mehr Menschen erlernten das Schachspiel, und man begann damit, Turniere zu veranstalten. Bekannte Spieler eröffneten Schulen, denen sich viele Interessierte anschlossen.

Das erste internationale Turnier wurde 1851 in London abgehalten; es siegte der deutsche Spieler Adolph Anderssen. 1858 kam der Amerikaner Paul Morphy nach Europa, der in seiner Heimat alle Gegner besiegen konnte. Nachdem er Anderssen und andere europäische Spitzenspieler deutlich geschlagen hatte, kehrte er 1859 nach Amerika zurück und wandte sich vom Schachspiel ab. Inoffiziell gilt Morphy als erster Weltmeister in der Geschichte des Schachspieles. Nachdem Anderssen bis in die siebziger Jahre dominiert hatte, folgten gegen Ende des Jahrhunderts Wilhelm Steinitz und Emanuel Lasker als herausragende Meister des Spieles. 1914 fand in Sankt Petersburg (Russland) ein bedeutendes Turnier statt. Nach Beendigung schuf Zar Nikolaus II. den Titel „Großmeister des Schachs” und vergab ihn an die fünf Finalisten Emanuel Lasker, Aleksandr Aljochin, José Capablanca, Siegbert Tarrasch und Frank Marshall.

1924 gab es Bemühungen, Schach in das Programm der Olympischen Spiele aufzunehmen. Diese Bestrebungen scheiterten jedoch am Profistatus der meisten Spieler. Daraufhin wurde auf Initiative des Franzosen Pierre Vincent am 20. Juli 1924 die Fédération Internationale des Echecs (FIDE), der Schachweltverband gegründet, der seither für die Austragung von Weltmeisterschaften zuständig ist. Er umfasst heute 114 Mitgliedernationen, die in elf Zonen aufgeteilt werden. Alle drei Jahre werden in jeder Zone Turniere abgehalten. Die Gewinner spielen in den Kandidatenwettkämpfen und ermitteln so den Herausforderer um die Weltmeisterschaft. 1993 kam es zu Unstimmigkeiten zwischen dem amtierenden Weltmeister Gary Kasparow und der FIDE. Daraufhin verließ Kasparow den Verband und gründete zusammen mit dem britischen Großmeister Nigel Short den Profiverband PCA (Professional Chess Association). Kasparow wurde Weltmeister der PCA, nachdem er Short besiegt hatte. Da die FIDE die neu gegründete PCA nicht anerkennt, war der WM-Titel der FIDE vakant. Seit 1993 wird Anatoli Karpow (vorher bereits Titelträger von 1975 bis 1985) als FIDE-Weltmeister geführt. Karpow verteidigte 1996 seinen WM-Titel gegen den Exilrussen Gata Kamski. 1997/98 in Groningen bzw. Lausanne wurde der Weltmeistertitel in einem großen Turnier ermittelt, bei dem der Titelverteidiger für das Endspiel gesetzt war und aus dem Karpow durch einen Finalerfolg gegen den Inder Viswanathan Anand als Sieger hervorging. Seit 1927 finden auch Weltmeisterschaften der Frauen statt.

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