Afrikanischer Tanz

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Afrikanischer Tanz

Afrikanischer Tanz, einheimische Tanzformen, die von den Völkern des afrikanischen Kontinents in gesellschaftlichen oder religiösen Zusammenhängen, zur Unterhaltung oder als choreographierte Kunstform aufgeführt werden.

Liberianischer Maskentanz der Vai 

Gesänge und Maskentänze dienen beim liberianischen Volk der Vai als erzieherisches Unterrichtsmittel für die heranwachsenden Stammesmitglieder.

VARIANTEN DES TANZES INNERHALB AFRIKAS 

Die vielfältigen Tanzstile und -traditionen südlich der Sahara sind ebenso zahlreich wie die sozialen und ethnischen Gruppen der afrikanischen Staaten. Dennoch lassen sich gemeinsame Aspekte finden, z. B. die wichtige Rolle des Tanzes als Medium des gesellschaftlichen und spirituellen Ausdrucks und der Kommunikation. Der Tänzer ist in Afrika mehr als nur ein Künstler, er ist auch Lehrer, Historiker, sozialer Kommentator, Zelebrant, spirituelles Medium, Heiler und Geschichtenerzähler. Afrikanische Musik ist vor allem im Zentrum des Kontinents stark rhythmisch geprägt, meist unter Einsatz großer Trommeln, stark orientalisch hingegen in Nordafrika und gesangsbetont beispielsweise in Südafrika. Die landläufige Vorstellung ekstatisch-hektischer Tänze entspricht daher tatsächlich nur einem kleinen Ausschnitt afrikanischer Musik- und Tanztradition. Dennoch hat die tiefe Verwurzelung von Musik und Tanz im Alltagsleben der meisten schwarzafrikanischen Kulturen eine lebendige Musikalität zur Folge. Den regional unterschiedlichen Musikstilen entsprechend haben sich in den Tänzen verschiedene körpersprachliche Elemente herausgebildet, so z. B. die typischen großen Sprünge der Sahara-Bewohner, die extremitätenbetonten Tanzstile Westafrikas mit ihrer reichen Masken- und Gebärdensprache oder Schütteltänze Zentralafrikas. Rhythmisches Stampfen und akrobatische Einlagen prägen viele Tanzstile Südafrikas.

Neben sehr frühen Formen des Tanzes, die sich u. a. auf Begriffe von zentraler Bedeutung wie Fruchtbarkeit, Jagd, Initiationsrituale, Wachstum und Ernte beziehen, existieren auch zeitgenössische Formen, die sich als Reaktion auf die Moderne entwickelt haben, wie der südafrikanische Gum Boot Dance (Gummistiefeltanz), den schwarze Minenarbeiter erfunden haben. Da diese während der Apartheid offiziell keine Musik spielen durften, verwendeten sie ihre Gummistiefel als Instrumente und tanzten dazu. Andere Tänze entstanden in den Städten neben neuen Arten des afrikanischen Musicals und moderner afrikanischer Popmusik wie dem Hi-life oder dem Jit.

Als Teil eines spirituellen Rituals kann der Tanz die symbolische Form der Kommunikation mit den Mächten der Natur sein, oder die Tänzer tanzen sich in Trance und können so direkt mit den Geistern sprechen. In manchen Maskentänzen nimmt der Tänzer vorübergehend die Identität eines Gottes oder des Geistes eines Verstorbenen an. In vielen traditionellen ländlichen Gesellschaften tanzt man Gruppentänze bei Initiationsriten, z. B. aus Anlass der Volljährigkeit, bei denen die jungen Männer oder Frauen miteinander im Tanz wetteifern, als Teil ihrer Aufnahme ins Erwachsenenleben.

Beim afrikanischen Tanz wird oft das narrative Element betont, was ursprünglich daher kommt, dass die Jäger dem Rest der Gemeinde erzählten, wie die Jagd verlaufen war. Im narrativen Tanz können auch Mythen über die Entstehung der Welt und Geschichten von Moral und Sitte erzählt werden, er kann aber auch nur zur Unterhaltung aufgeführt werden. Viele afrikanische Universitäten unterhalten Lehrstühle für darstellende Kunst, an denen man sowohl um den Erhalt der traditionellen Tänze bemüht ist, als auch die Entwicklung choreographierter Tanzformen vorantreibt, die in Afrika und in der ganzen Welt aufgeführt werden. 

AFRIKANISCHER TANZ IN DER DIASPORA 

Der afrikanische Tanz wurde mit dem Sklavenhandel in Nord- und Südamerika verbreitet, wo er oft von den Tänzen europäischer und anderer Einwanderer beeinflusst wurde, u. a. von den Quadrillen und den Cotillons, die sich aus europäischen Gesellschaftstänzen entwickelt haben. In der Karibik und in Südamerika versuchten die versklavten Afrikaner, durch Tanz und Musik (die in diesem Kontext untrennbar miteinander verbunden sind) ihre kulturelle Identität zu bewahren. Aus diesem Grund wollten die Sklavenbesitzer Tanz und Musik oft verbieten, was ihnen jedoch nicht gelang, da fast alles als Schlaginstrument verwendet wurde, und der Rhythmus ohne Instrumente geklatscht oder mit den Füßen gestampft wurde. Getanzt wurde bei Hochzeiten, Beerdigungen, an Weihnachten und anderen Feiertagen.

Manche Tanzstile werden mit spirituellen Praktiken aus afrikanischen Religionen in Verbindung gebracht, wie dem Shango Kult, Obeah und Voodoo. Wie bei den frühen afrikanischen Tänzen führen die rhythmischen Bewegungen zu Trancezuständen, die Gläubigen werden vom Geist Shangos und anderen Göttern, oder vom Geist eines Vorfahren befallen. Auch in Gegenden, in denen diese Religionen unterdrückt wurden und die Schwarzen in die protestantische Kirche übertraten, existieren diese Rundtänze noch immer.

EINFLUSS AUF MODERN DANCE 

In den USA hatten die afrikanischen Tänze großen Einfluss auf die Entwicklung von Gesellschaftstänzen, wie z. B. den Jazz Dance, Jive, Jitterbug und Charleston.

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